Endless Summer 2015

„SlumDoc“ Millionaire am Ganges

Die letzten Tage waren geprägt von Eindrücken, die man wohl nur in Indien sammeln kann. Zum einen besuchten wir die heiligste Hindu-Stätte der Welt, Varanasi am Ganges Fluss und zum anderen durchwanderten wir einen der berühmten Slums in Mumbai, Dharavi.

Varanasi – hier kann man die Spiritualität der Inder fühlen. Sie ist für Sie so groß, dass sie sich und ihre Kinder im dreckigen Wasser des Ganges baden wollen. Sie waschen aber dort auch ihre Wäsche und äschern ihre Liebsten 5m weiter flussaufwärts ein und verteilen die Asche der Toten im Wasser. Das Schauspiel ist irre und schön zugleich. Der heilige Fluss, der zur Gottheit geworden ist. Sie verehren ihn und versprechen sich dadurch Erlösung von allen Sünden. An den Ghats (entspricht breiten Stiegen Abgängen zum Ganges hinab) spielt sich das Leben – vom Beginn bis zum Ende – ab. Millionen von Hindus pilgern nach Varanasi um Karma zu schöpfen, so können hier Bettler, Kühe und tausende Tempel überleben.

Wir machten zwei kleine Bootsfahrten zum Sonnenauf und –untergang um das Treiben ein wenig zu beobachten. Es war sehr hektisch, bunt und laut und voller Freude. Wir verweilten nicht allzu lange und bekamen doch einen Eindruck, was sich hier Tag für Tag abspielt.

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Opfergaben am Ganges – Varanasi

Mumbai – die Stadt der unbegrenzten (indischen) Möglichkeiten. Millionen von Indern sind in den letzten Jahren hierher gezogen um Reichtum und Wohlstand zu finden. Und manchen ist das auch gelungen, denn hier leben unter den 24 Millionen Menschen auch mehr (USD-) Millionäre als z.B. in New York. Im krassen Kontrast dazu zeigt sich, dass jedoch 14 Millionen Menschen in Slums wohnen und für 4 weitere Millionen ist sogar das ein Luxus, denn sie müssen auf der Straße leben. Auf unserer Tour durch die Armenviertel und Slums haben wir viel Neues erfahren. Zum Beispiel welche kranken Ausformungen sich aus der Kluft zwischen Arm und Reich ergeben, was folgende Beispiele zeigen:

Der reichste Mann Indiens, Mukseh Ambani, lebt mit seiner fünfköpfigen Familie in einem 17-stöckigen Palast inkl. 3 Heli-Pads und 1700 Parkplätzen (mit dazu passender Auto-Sammlung), Privat-Zoo etc. und wird von 600 Angestellten rund um die Uhr bedient. Und auch der reichste Bettler der Welt lebt in Mumbai. Der hat es geschafft aus seiner Profession so viel Geld zu machen, dass er eine eigene Wohnung und ein Bank-Konto besitzt. Mit welchen Methoden diese Bettler-Banden arbeiten, zeigt der Film „Slumdog Millionaire“ recht eindrucksvoll – und auch uns sind reihenweise verstümmelte und verbrannte Kinder begegnet, die durch ihre zugefügte Behinderung mehr Einnahmen einbringen sollen. Wirklich erschaudernd!

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Dharavi Slum in Mumbai

Sehr überrascht waren wir hingegen von einem der Slums, den wir zusammen mit einem Guide besucht haben. Das soziale Zusammenleben auf engstem Raum (ca. 1 Mio. Einwohner auf der Fläche des halben Central Parks) funktioniert hier einwandfrei und wir waren erstaunt wie viel Konstruktives und Kreatives hier geschaffen wird. Müll-Recycling auf höchstem Niveau, Leder- und Kleiderfabriken, Handel und sogar eine riesige Bäckerei verstecken sich in den verwinkelten Gässchen des Dharavi Slums. Trotz der vielen positiven Eindrücke, sind die Armut und vor allem die hygienischen Zustände zweifelsohne desaströs. Ein faszinierender Mikro-Kosmos, in den wir durch diese Tour eintreten und kurz verweilen durften. Fotos davon wurden uns – dankenswerterweise – von unserer Tour-Gesellschaft „Reality Tours“ zur Verfügung gestellt.

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Arbeiter im Dharavi Slum

Auf unserer restlichen Mumbai Sightseeing Tour besuchten wir das massive „Indian Gate“, das Taj Mahal Hotel und anschließend noch das sehr spannende Gandhi Museum, das einen sehr guten Einblick in das Leben dieses einzigartigen Menschen mit viel Weitblick gab. Zum Abschluss haben wir uns in der Hauptstadt von Bollywood noch einen Kinofilm einverleibt. Ein ganz großes Spektakel, so gibt es im Eingangsbereich des ehemaligen Theaters eine Polizeikontrolle wie am Flughafen. Anstatt von Werbeblocks vor dem Film wird – stimmig – ein Kurzfilm über Gandhi gezeigt; darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Dreharbeiten keine Tiere verletzt wurden und danach… tataaa! … die indische Nationalhymne zelebriert. Und JA, natürlich war der gesamte Film auf Hindi – ein packender Psychothriller, bei dem jedoch die eine oder andere Bollywood-Tanzeinlage nicht fehlen durfte. Die Story handelt (wahrscheinlich) von einer jungen Inderin, die mit ihren Ängsten nach einer Gruppenvergewaltigung im Taxi kämpft und wahnhafte Fantasien in den eigenen vier Wänden entwickelt. Spannend genug war der Film allemal – sonst wären wir nicht bis zum Schluss geblieben.

Dinge, die mir noch in Erinnerung bleiben werden über Mumbai:
-) die Raben, die sich um einen halbverwesten Rattenkörper zankten
-) der durchdringende Geruch von Urin und anderer Grauslichkeiten auf den Straßen
-) die tausenden Menschen die Samstag Nachts um 3 Uhr an der Strandpromenade „fortgegangen“ sind – ohne Musik, ohne Unterhaltung
-) das schäbige Rotlichtviertel von Mumbai und die fürchterlichen Geschichten dazu
-) die größte Outdoor-Wäscherei der Welt
-) der riesige Hahn, der bei den illegalen Kämpfen wohl unbesiegt jedoch nicht ungeschoren blieb
-) die Enge der Gassen in den Slums

Mittlerweile sind wir im indischen Südwesten – in Kerala angekommen. Die Erlebnisse der letzten Tage schwingen aber noch sehr stark mit. Eine gute Woche sind wir nun noch auf Reisen, bis wir unsere Abenteuer auf heimischen Boden fortführen. Bis dahin noch sonnige Grüße aus unserem Endless Summer!

HIER geht es zur Bilder-Gallerie von Varanasi!

HIER siehst du unsere Bilder und die von „Reality Tours“ aus Mumbai.

3 Kommentare zu “„SlumDoc“ Millionaire am Ganges

  1. siegrid weitzer

    letzter eintrag: ich denke, indien muss ja halb leer gewesen sein!!!!
    waren in london, halb indien war auch dort.
    danke für diesen tollen bericht. wie immer mit begeisterung gelesen.
    so meine lieben, kommt gut heim, es ist wirklich zeit dafür.
    bis montag in wien, ich kann es kaum erwarten. mum

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